Rollenwechsel

Wenn man versucht quer irgendwo in ein bestehendes System einzusteigen, bewegt man sich auf seltsamen Pfaden. Ich brauche zum Beispiel auch für einen Quereinstieg genug universitäre Leistungspunkte in einem lehramtstauglichen Zweitfach. Die habe ich nur bedingt, weil Psychologie nun mal zwar hier und da unterrichtet wird, es auch Lehrpläne gibt, jedoch keine Referendarsausbildung darin erfolgt. Naja, aber es wird ein ein schönes Drittfach sein, wenn ich denn mal eingestiegen bin. Mein Wunschzweitfach Informatik, was ich mal neben Haifischkunde mitstudiert hab, weisst jedoch formal (Stand: jetzt, was morgen ist steht in den Sternen…) nicht genug Punkte auf, um sofort mit Kusshand genommen zu werden.

ich bin Pragmatiker, also hab ich jetzt so eine hässliche Plastikkarte in der Tasche, auf der „Studierendenausweis“ steht und bin eingeschriebener Student fürs Lehramt um die fehlenden Pünktchen zu sammeln.  Wenn es mit dem Quereinstieg nicht klappt (die Wege des KuMis sind wundersam…), so hab ich immerhin die Option klassisch über den Master ins Referendariat zu kommen. Freundlicherweise wurde mir aus meiner bisherige Zeit an der Uni doch so dies und das anerkannt, sodass ich mich voller Motivation auf Informatik und die Erziehungswissenschaften werfen kann und noch genug Zeit bleibt nebenbei etwas Geld fürs Haushaltskonto zu verdienen.

Sinnigerweise als Lehrer.

Nun springe ich zwischen eigenverantwortlicher Unterrichtsplanung und Durchführung in der Sek I (vormittags) und Lehramtsverantstaltungen des B.Ed. (nachmittags) hin und her.  Seltsam wird es es nächstes Semester, wenn ich versuchen muss meine Arbeit als Lehrer mit dem Besuch des Seminars, welches einen auf das erste Praktikum und den daraus resultierenden Erstkontakt mit Schülern vorsichtig vorbereiten soll, zeitlich unter einen Hut zu bringen.

Rollenwechsel hält fit.

Zukunftsplanung mit Fächerbingo

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Hm. Also Lehramt, Erstfach ist klar, Haifischkunde. Schon Robinson auf seiner Insel musste wirtschaften und das ist nicht besser geworden. Außerdem hab ich da nen Abschluss rumliegen. Bei Wirtschaft muss es … Berufliches Lehramt werden.
Hm.
Vielleicht nicht schlecht, 2. Staatsexamen ist 2. Staatsexamen, bei Berufsschulen haben weniger Eltern Diskussionsbedarf (Einwurf von meiner angetrauten Frau Grade) und die Unterstufe und ich sind vielleicht wirklich nicht so füreinander geschaffen (Frau Grade nickt heftig im Hintergrund).

*scroll*

Zweitfach … Psychologie…. gibt es kein Referendariat für. Mist. Gibt es ein Drittfach?

*grübel*

Aber Informatik! Immerhin hatte ich das als Wahlfach im Studium, dressiere gerne Rechner und spreche fliessend Nerd.

Also Wirtschaft und Informatik an der Berufsschule (und Psychologie als Drittfach!). Ich fürchte, es wird symptomatisch für mich, das ich das Dritt- vor dem Zweitfach habe.

Bleibt nur noch rauszufinden, wie ich da rein komme.

Ja! aber Nein!

Quereinsteiger für das Lehramt werden gesucht und zahlreiche Bundesländer reagieren mit Quereinstiegsprogrammen, um Leuten aus der Praxis in die Schulen zu ziehen. Neben der Absicht, vorhandene Lücken zu füllen, macht ein Zufluss von frischen Lehrkräften, die schon Praxiserfahrung außerhalb der klassischen Lehramtskarrierepfades Gymnasium -> Universität -> Referendariat (=Schule/Seminar) -> Schule (also Bildungssektor only) gesammelt haben, durchaus auch Sinn. Zum einen belebt es die Lehrerkollegien und bringt neue Sichtweisen auf die eigene Tätigkeit, zum anderen profitieren auch Schüler davon, wenn ihr Chemielehrer nicht nur Reaktionen erklären kann, sondern auch schon mal eine chemische Produktionsanlage in der Praxis erlebt hat.

Veränderung macht Angst. Angst vor neuen Ideen, vor Veränderung und durchaus auch Angst vor Entwertung des eigenen Status. Und so bekommt man im konkreten Umgang mit den mit der Akquise von Quereinsteigern beauftragten Landesstellen durchaus den Eindruck, das eine ungeliebte Dienstanweisung auf dem bürokratischen Weg ausgebremst wird.

Das eine Landesamt teilt mir mit, das Quereinsteiger gerne genommen werden, jedoch nur, wenn sie in Haupt- und Zweitfach die gleichen akademischen Leistungen wie Lehramtsstudenten vorweisen können, auf die Didaktik werde dabei großzügig verzichtet, die kann im Referendariat nachvermittelt werden. Nett, aber das geht eigentlich nur, wenn man eh ein Lehramtsstudium gemacht hat oder (sehr selten!) zwei Studiengänge, die für das Referendariat qualifizieren, studiert hat, denn kaum ein Neben- oder Wahlfach eines klassischen Monofachstudiums kommt auf die geforderten Studienpunkte.

Das andere Amt teilt mit, das man sich streng an die akademischen Richtlinien der lokalen Universität halte. Schade, die bilden nur gar keine Berufsschullehrer aus (als Wirtschaftsmensch ist diese Schulform das angestrebte Lehramt).

Die nächste Landesinstitution lässt wissen, das sie zwar Betriebswirtschaftsmenschen mit Schwerpunkt Volkswirtschaft und Informatik suchen, Bewerbungen von Volkswirtschaftsmenschen mit Schwerpunkt Informatik jedoch völlig aussichtslos sind. Dabei muss man wissen, das Betriebs- und Volkswirtschaftslehre zu ca. 75% identische Studiengänge mit unterschiedlichen Spezialisierungen sind und die zu vermittelnden Wisseninhalte und Kompetenzen, welche in den Lehrplänen für Wirtschaft der Schulen festgeschrieben sind, zum großen Teil aus dem Bereich der Volkswirtschaftslehre kommt.

Ich sehe schon, Lehrerwerden ist nicht einfach.